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Dienstag, 4. Juli 2017

Vollbeschäftigung ist merkel!

Im Grunde weiß jeder klar denkende Bürger, dass eine zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt eine gegenteilige Entwicklung zur Folge haben wird. Nur: Darum geht es den christlich-demokratisch-sozialen Wahlstrategen gar nicht. Wer nämlich von Vollbeschäftigung spricht, muss nicht über die wahren Probleme des Arbeitsmarktes sprechen. So lenkt man Aufmerksamkeit um und tarnt eigene Versäumnisse. Und lenkt von der neuen Flachheit ab.

Das Versprechen einer Vollbeschäftigung wäre von vornherein eine Lachnummer, würde der Arbeitsmarkt momentan nicht boomen. Anzunehmen aber, dass er noch deutlich mehr Arbeitsplätze generiert, ist so realistisch wie die Wahrscheinlichkeit, dass Angela Merkel ein soziales Gefühl für die Situation des zunehmend verarmenden Teils der Deutschen entwickelt oder bereit ist, ihr persönliches Rentenniveau freiwillig dem zukünftiger Generationen anzupassen (selbst wenn sie es täte, bekäme ihr Mann noch genug - wir müssen uns um die beiden keine Sorgen machen; vielleicht gründen die beiden sogar mal einen Fond für verarmte Rentner).
Warum der Arbeitsmarkt boomt, hängt auch mit den Arbeitsverhältnissen und -bedingungen zusammen, die in Deutschland herrschen und zurecht nicht nur von den europäischen Partnern und weltweit angemahnt werden, weil sie diesem Land Vorteile in der Preisgestaltung der zu exportierenden Produkte verschaffen, ein Umstand, den sowohl die SPD als auch die CDU jahrelang hingenommen haben, dummerweise auf Kosten weiter Teile der deutschen Bevölkerung; diese Vorteile hängen auch damit zusammen, dass die Renten nicht verantwortlich gesichert werden und Angela Merkel in ihrer bekannten Weise Probleme nicht angeht, sondern auf die Bank schiebt. Die ist so lang, wie sie regiert - und das kann noch Jahrzehnte dauern (ihre Nachfolger werden nämlich auch Merkel heißen: der Name spielt keine Rolle mehr. Merkel steht für eine politische Gesinnung und für opportunistische, bankengerechte, marktkonforme CDU-CSU-SPD-like Politik).
Wobei die wählende Bevölkerung der SPD, die ja für alles mitverantwortlich ist, diese Politik in größerem Ausmaß ankreidet, weil für die Menschen dieses Landes der Anspruch, sozialdemokratisch zu sein, immer noch einen Touch von Sozialismus hat und sozialdemokratisch- sozialistisch zu sein (war die SPD jemals weiter davon entfernt als zur Zeit?), immer noch ein röteres Tuch ist, als christdemokratisch oder christsozial sein zu wollen (zu heucheln ist nicht so schlimm wie sozialistisch sein zu wollen). So dürfen sich CDU und CSU offensichtlich mehr erlauben als die SPD. Was im Grunde auch egal ist.

Die Zukunft Deutschlands: ein Einparteiensystem

Langfristig läuft alles in Deutschland auf ein Einparteiensystem hinaus, wenn alle Parteien sich mehr oder weniger in eine Gesinnungs-Christdemokratie aufgelöst haben werden. Dass da noch der ein oder andere aus der Nato raus oder mehr Umwelt haben möchte, spielt keine Rolle mehr - feigenblättrige Toleranz ist sogar erwünscht. Christlich demokratisch und sozial ist - wenn auch noch ein wenig widerständelnd - wie Ehe für alle: alles ist egal. Hauptsache, Deutschland ist Exportweltmeister oder beinahe, Hauptsache, abends flimmert die Glotze, die Waschmaschine schleudert mit mindestens 1200 Umdrehungen und man kann geregelt alt werden. Dass es für Millionen von Menschen mal sehr unschön im Alter ist und sein wird, was so sicher ist, wie das Amen früher in der Kirche war, ist auch sicher. Aber das ist egal, oder einfach merkel. Die Zukunft der Rentner ist merkel, die Situation der Leiharbeiter ist merkel, der Zustand der Straßen ist
merkel, der Zustand der Schulen ist merkel, Vollbeschäftigung ist merkel, Seehofer ist merkel, Schulz ist merkel, Özdemir ist merkel (ich glaube sogar mehr als Merkel) und Ehe ist merkel für alle.

Wobei ich hoffe, dass nicht so viele auf dieses Polittheater hereingefallen sind, dass die Bundeskanzlerin in der Abstimmung im Bundestag die Ehe für alle abgelehnt hat (im Grunde war ihr das merkel), weil entscheidend für sie war, die Abstimmung lanciert zu haben, um nach der Wahl mit der FDP problemlos koalieren zu können und jener zugleich einen big point aus der Hand zu nehmen. So macht man Politik (vielleicht war es Merkel selbst ein wenig peinlich, wie ihre Partei auch hier mal wieder gekuscht hat).

Alles = Deutschland = Ehe = merkel - merkel ist kein Name, es ist eine Eigenschaft, so wie deutsch - deutsch ist merkel. Bald steht das Wort im Duden mit dem Verweis, dass dieses Adjektiv weder regelmäßig noch unregelmäßig steigerbar ist, weil merkel per se eine Differenzierung in Positiv, Komperativ und Superlativ ausschließt (oder einschließt, ist doch merkel), merkel ist Grund- und Steigerungsstufen zugleich - merkeliger oder am merkelsten: das wäre ein Widerspruch in sich.
Prost Deutschland, möchte man sagen, oder heißt das schon Prost merkel?

PS 

 
Dass übrigens der Begriff sozialdemokratisch, ersatzweise sozialistisch etwas Subversives hat, ist ja nicht so falsch. Die dahinter stehende Einstellung hat im Grunde die Ehe für alle vorbereitet wie auch den Merkelschen Politikstil, weil doch weniger die Unterschiede wichtig sind als das, was alle Menschen verbindet, so schön bindet, gleichmachen will, obwohl doch so viele angeblich gar nicht gleich sein wollen. Gleichmachen bedeutet einfach auch: alles ist einfacher zu handhaben, was letztendlich ein Synonym für merkeln ist. Klar hat das Meer unterschiedlich hohe Wellen, aber das ist auch nicht sozialistisch, das ist im Grunde asozial. Ja, das Meer ist asozial, die Berge sind auch asozial und dass die Planeten unterschiedlich entfernt um die Erde herumkurven ist eine Form kosmisch asozialen Verhaltens.
Nur die Gehälter und die Arbeitsbedingungen, die dürfen so unterschiedlich bleiben, wie sie sind. Das ist die neue Natürlichkeit. Oder, um es auf den Punkt zu bringen: merkel.

PPS 

 
Ich entschuldige mich, dass ich nicht für Ehe für alle war und bin und dass das ziemlich deutlich oben anklingt und gestehe, dass ich dieses Wort gern weiterhin der Verbindung von Mann und Frau vorbehalten hätte; ich gestehe zugleich auch, dass ich nichts dagegen habe, wenn FrauFrau und MannMann zusammen wohnen und in einer Lebenspartnerschaft leben, ja, dass ich ihnen wirklich von Herzen Frieden und Glück wünsche und es echt doof finde, wenn Schwule und Lesben beleidigt werden, aber dass ich einfach Schwierigkeiten habe - ich könnte auch sagen, dass sich etwas in mir sträubt -, wenn ich sehe, wie Männer bzw. Frauen in der Öffentlichkeit sich küssen oder miteinander knutschen. Diejenigen, die das betrifft, mögen es mir bitte verzeihen; ich meine das menschlich in keiner Weise abwertend, aber in der Sache unmissverständlich und sehe nicht ein, warum ich aus Gründen des Zeitgeistes den üblichen Kotau machen sollte.
Ehe ist für mich eben nicht merkel, sondern beruht körperlich und auch seelisch-geistig auf Polarität. Ich finde einfach, dass es kein Zufall ist, dass wir nicht mit zwei linken oder zwei rechten Beinen durchs Leben gehen oder beide Ohren nach links bzw. rechts geöffnet sind. Ich glaube auch, dass ich in diesem Leben diesbezüglich und in Bezug auf einige andere Dinge und Sachverhalte nicht mehr merkel werde (und in zukünftigen auch nicht). Weil ich es für eine Sinn-Entleerung halte. Aber die neue Flachheit ist auch ein Synonym für merkel.


Jedenfalls ist das Wahlversprechen einer Vollbeschäftigung schlicht Volksverdummung.

Was anstehen würde, ist, die Menschen in Deutschland in würdige Arbeitsverhältnisse zu bringen und ihre Zukunft zu sichern. Das aber hat mit Vollbeschäftigung erst einmal gar nichts zu tun. Vollbeschäftigung klingt voll gut, aber eigentlich ist Vollbeschäftigung so viel wert wie Ersatzkäse auf den landläufig zu kaufenden Pizzas (ein Tipp am Rande: so doof etwas klingt, wenn man es nur oft genug schreibt, kommt es irgendwann in den Duden).

PPPS

 
merkel heißt gleich, egal. Aber merkeln bedeutet nicht nur gleichmachen, es bedeutet auch: einfach nicht mehr über Dinge sprechen. So hart es klingt: töten durch ausschweigen, einfach totschweigen. - Nach der langen Bank, der Bank kontinuierlichen Schweigens, kommt allerdings nicht der Himmel, sondern der Häcksler. 


Dann sieht eh alles merkel aus.

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