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Freitag, 18. November 2016

Gott Merkel spricht am Sonntagabend!

Ich gehöre zu der aussterbenden Spezies, die der Ansicht ist, der Sonntag gehört der Familie, dient dem Nachbereiten der vergangenen, dem Vorbereiten der kommenden Woche und ist, obwohl an deren Ende, im Grunde Sinnmitte einer jeden, ein Tag, der schon von Beginn an, schon morgens, wenn man aus dem Fenster hört, seine Ruhe ausstrahlt, eine Ruhe, die wir bitter nötig haben. Ein Hauch von „Wie ist die Welt so stille …“. 

Tatsächlich gab es vor dem postfaktischen Zeitalter Menschen, die glaubten, gerade in solch einer Stille spreche Gott.

Heutzutage spricht an Gottes Statt Frau Merkel und ihr verdanken zusätzlich hunderte, ja tausende Menschen, dass ihnen der Sonntagabend genommen ist, all die Kameraleute, Berichterstatter, all die in Rundfunk und Fernsehen und den Medien Beschäftigten stehen nun Gewehr bei Fuß, die Montagsausgaben gehen später in Druck und Kommentare müssen geschrieben oder verbal formuliert sein. Es ist ein Unterschied, ob eine CDU-Vorstandssitzung zu Ende geht oder ob Gott Merkel erklärt, dass er sich anschließend erkläre. Da surren einige Kameras mehr.

«Ob ich auch bei der nächsten Bundestagswahl wieder antrete, werde ich zum geeigneten Zeitpunkt beantworten, und der ist heute nicht gegeben», haben Sie anlässlich einer Pressekonferenz mit Obama gemeint. 

Wenn die CDU sonntags tagen muss, um den Feiertag zu heiligen, ist das das Bier dieser Partei. Wenn Sie, Frau Merkel meinen, Sie müssten der Schaum auf diesem schalen Bier sein, bitte. 

Mir jedenfalls ist das zutiefst zuwider, Frau Merkel. 

Mehr Rücksicht und Bescheidenheit, das stünde Ihnen gut an, vor allem auf dem Hintergrund, dass Sie vermutlich sagen werden, was genauso auch auf dünnem Papier gedruckt stehen könnte. 

Ein Montag würde es für Sie auch tun! 

Vielleicht könnte sich die CDU ja wirklich mal überlegen, ob sie diese wahnsinnig wichtigen Sitzungen wochentags durchführt. Die Familie manch eines Teilnehmers wäre dankbar dafür. 

Es gibt Leute, Frau Merkel, die haben Familie, auch Kinder.
Und es gibt Leute, denen aus diesem und anderen Gründen der Sonntag heilig ist.

2 Kommentare:

Sylvia Kling hat gesagt…

Da stimme ich Dir wieder vollumfänglich zu.
Nicht einmal der Sonntag ist noch das, was er einmal war. Nein, anders: Der Sonntag ist noch der Alte, nur die Menschen werden immer oberflächlicher und lassen sich ihre alten Werte und auch Rituale nehmen. Leidtragende sind die Familie und die Kinder und letztendlich, das sei nicht zu vergessen: die Gesundheit.

Es scheint so, als würden manche dem Sonntag übelnehmen, dass er uns eine Pause aufzwingt. Empfinden sie diesen momentanen Stillstand als Last und Zeitverschwendung und merken gar nicht, dass er uns etwas gibt, was uns eigentlich ALLEN fehlt: Entschleunigung, Besuche bei der Familie (zu denen viele in der Woche keine Zeit haben), ausgedehnte Spaziergänge ohne Ladenstress und störenden Geräuschen, ohne diese Hast und Eile der ewig Unausgeglichenen.

Danke für diesen Beitrag.

Herzliche Grüße

Sylvia

Johannes G. Klinkmüller hat gesagt…

Liebe Sylvia,

danke für Deinen Kommentar und: Das glaube ich, dass Du so empfindest; Deine Wertevorstellungen habe ich ja schon kennengelernt.

Das Leben hat einfach seinen Rhythmus und es liegt in unserer Freiheit, ihn zu durchbrechen. Aber es ist auf Dauer nicht ohne Folgen, wenn es zu wahllos geschieht und ohne wirkliche Notwendigkeit. Frau Merkel sieht übrigens ziemlich krank aus, finde ich. Und Emotionen kann die Frau gar nicht mehr zeigen; es ist alles auf Sparflamme, so kommt es mir vor, auch wenn sie emsig wirkt.
So will das Leben nicht sein, und man glaubt unter der Oberfläche ein tiefes Grummeln und Unwohlsein zu spüren, weil Menschen in Wahrheit nicht so leben wollen, wie es die meisten momentan tun, das Leben ist ja nicht intensiv, sondern oberflächlich, oberflächlic hektisch, ein Leben aus zweiter und dritter Hand.

Wir lassen uns aber diese herbstlich-winterlichen Tage nicht nehmen, die, wie vielleicht keine anderen Tage im Jahr, uns nach innen führen wollen.

Liebe Grüße,
Johannes