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Sonntag, 14. Juni 2015

Scheinbar unscheinbar auf Bad Kissingens Halbhöhe: Sankt Wendelin, Patron für notleidende Tiere, unsere notleidende Umwelt und Natur!

Fünf Minuten von meiner Wohnung entfernt residieren Aldi, Lidl, Edeka und DM recht kompakt beieinander. Von dort aus sieht man zwar die bewaldete Anhöhe, die Luftlinie ca. in 500 Metern sich hinter den Häusern erhebt, also vier, fünf Querstraßen weiter. Doch kaum jemand beachtet sie und kennt IHN. Ein bisschen schnaufen muss man schon, die Wendelinus-Straße hoch, ein paar Meter auf der Ignatius-Taschner-Straße, dann Richtung Waldrand und im Wald noch 200 Meter ordentlich nach oben.
Eine Einkehr bei St. Wendelin lohnt sich. Nur hat er kein Gebäude um sich. Seine Kapelle ist der Wald.
Ein wunderschöner, wie überhaupt Bad Kissingen von Wald umsäumt ist, es sei denn, die Fränkische Saale bahnt sich, umgeben von schönen Parkanlagen, den Weg. 


Von dieser Gestalt, wie sie da steht, geht eine Ruhe und ein Frieden aus, das ist kaum zu fassen. Schön, dass es eine Bank gegenüber gibt, auf die man sich gern setzt. Ich glaube, hier ist schon mancher aufgestanden und hat sich bei dem Heiligen bedankt, denn man hat das Gefühl, er sei präsent.
Der Heilige St. Wendelin gilt als Nothelfer gegen Feuerkatastrophen und Naturgewalten. Beim Brand des Saarbrücker Schlosses und bei einer Feuersbrunst in St. Wendel 1588 soll er geholfen haben. Auch in Wassernöten stand Wendelin seinen Schutzbefohlenen zur Seite.
Besonders schützte Wendelin sein Grabheiligtum und die ihm anvertraute Stadt St. Wendel vor allen Angreifern, Dieben, Gotteslästerern und Ketzern während der verschiedenen Kriege - und er schützt noch heute. Da Wendelin der Schutzpatron der Bedrängten und Helfer der Notleidenden war und ist, wurde sein Grabheiligtum zum Wallfahrtsort, zur viel besuchten Heiligen- und Heilstätte.
Das erste Patronat des heiligen Wendelin ist belegt um 1320, als er sich als großer Helfer bei einer allgemeinen Pest zeigte. Bald vertraute man ihm auch bei weiteren Seuchen, die bei Menschen und Tieren auftraten, und auch bei weiteren Krankheiten, besonders bei ansteckenden. Auch als Patron bei Gicht und Rheuma wurde der Heilige verehrt. Dies hängt wohl mit seinem Pilger- und Hirtenpatronat zusammen, denn Gicht und Rheuma waren besonders häufige Pilger- und Hirtenkrankheiten. Außerdem wurde und wird Wendelin als Quellenheiliger heute noch häufig zur Hilfe und Heilung bei Augenkrankheiten angerufen; dem Wasser des Wendelsbrunnen im Wendelstal beim Bosenberg wird Heilkraft für kranke Augen zugesprochen.



Vor allem aber gilt er als Vieh- und Hirtenpatron. Dies wird auch in der Bad Kissinger Verehrung deutlich. Ein Lamm und ein Rind fühlen sich in seiner Gegenwart offensichtlich sehr wohl. Seine Hand ruht auf der Schäfertasche und in der anderen hält er den Schäferstab, als ob diese Hand nie etwas anderes gehalten habe.
Alle obigen Informationen findet man auf der Seite von Sankt Wendelinus, der Kirche von Wendel
Weiteres findet sich zudem im Ökonomischen Heiligenlexikon, unter anderem auch, dass er wohl um 555 in Schottland oder Irland geboren wurde und um 617 in Tholey, einer Stadt im Saarland, ca. 40 Kilometer von Saarbrücken und 12 Kilometer vom heutigen St. Wendel entfernt, starb.
Heute bin ich einem Ehepaar begegnet, die nach dem Ehrenfriedhof für Gestorbene des Ersten Weltkriegs fragten; ich habe ihnen gesagt, sie sollen nur gleich weitergehen zum Heiligen St. Wendelin. So nebenbei hat der Mann noch seine Herzprobleme angesprochen; ich sagte ihm: Da sind sie ja bei St. Wendelin genau richtig (er ist hier zur Kur, weil er große Herzprobleme hat). 
Ich ging dann weiter zum Kreuzweg auf dem Stationsberg - davon ein andermal mehr - und zur Burg Botenlauben. 
Als ich nach mehr als einer Stunde wieder zurückkam, begegneten sie mir wieder; damit hatte ich nun doch nicht gerechnet. So lange hatten sie sich dort aufgehalten. Den Grund erfuhr ich gleich:
Der Mann erzählte, dass der Wald so wunderschön sei. Er habe hier Vögel gehört und gesehen, die er schon seit Jahren nicht gehört und gesehen hätte. Bei ihnen in Franken gebe es vor allem ausgedehnte Kiefernwälder; so ein schöner Wald wie hier . . . er hat das mehrfach betont.
Ich sagte ihm, dass der Wald auch heilende Kräfte habe. Seine Frau und er haben eifrig dazu genickt; es schien, als ob es ihnen eine Selbstverständlichkeit sei.



PS
Kleiner Nachtrag: Gestern, Sonntag, saß ich bei St. Wendelin auf der Bank. Erst hoppelten zwei Hasen an mir vorbei, dann zeigte sich noch einer vor mir im Wald. Schließlich kam eine Frau mit Hund. Ca. 10 Meter von St. Wendelin entfernt guckte der auf einmal auf die Statue, auf deren Kopf, stellte den Schwanz hoch, sträubte die Haare und knurrte, ja grollte. Kurze Zeit später nochmal. Die Frau war ganz baff, schüttelte den Kopf und schaute auch zu dem Heiligen. - Was der Hund wohl wahrgenommen haben mag :-) - jedenfalls muss es für ihn doch sehr ungewöhnlich gewesen sein . . .

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