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Sonntag, 5. September 2010

Michael Endes "Unendliche Geschichte": Ein spirituelles Juwel mit unendlich wichtigen Hinweisen für die seelische Entwicklung des Menschen

In den kommenden Monaten werde ich noch einiges zu der Unendlichen Geschichte veröffentlichen (es wird unter dem tag Die unendliche Geschichte - s. Ende des Posts - abrufbar sein).

Ich möchte meine Leser darum bitten, spirituell nicht gleich esoterisch zu setzen, wie das viele immer wieder tun.
Lateinisch spiritus bedeutet ja Atem, Hauch, Seele, Geist, Leben.
An Hand dieser Bedeutungen wird bereits deutlich, dass im Grunde alles, was lebendige Wesen tun, spirituell ist, insbesondere, wenn dies im Zusammenhang mit ihrer seelischen Entwicklung geschieht. 
In diesem Sinne verwende auch ich dieses Adjektiv.

In Phantásien breitet sich das NICHTS aus, wie der Leser der Unendlichen Geschichte weiß, und die kindliche Kaiserin, die Regentin Phantásiens, ist in höchster Gefahr. Damit sind aber auch die Menschen auf ihrer menschlich-irdischen Ebene in höchster Gefahr - dazu ein andermal mehr.
Um die kindliche Kaiserin zu retten, bedarf es eines Helden, der ihr einen neuen Namen gibt. Sie findet ihn in Atréju. Dieser junge Held geht auf seine Mission und das Wie seines Aufbruchs erinnert an die Bibel und an die Tatsache, wie die künftigen Jünger Jesu zu dessen Nachfolgern werden: Angesprochen von ihm  lassen sie alles stehen und liegen und folgen ihm nach, eine erste Voraussetzung, um jünger zu werden, Jünger.
Zur Erinnerung: Die Märchenhelden sind immer die Jüngsten unter ihren Geschwistern!

Seinen Auftrag erhält Atréju von der kindlichen Kaiserin durch Caíron - wir kennen den Zentauren Cheiron, auch Chiron genannt, aus der griechischen Mythologie als gerechten und gütigen Sohn des Kronos; Chiron gilt als Vater der Heilkunst. Dieser überbringt ihm ein goldenes Amulett, das die kindliche Kaiserin dem Zentauren mit den Worten übergab: "Geh und suche Atréju auf (...) Ich setz all mein Vertrauen auf ihn (...) Frage ihn, ob er für mich und Phantásien die Große Suche auf sich nehmen will." Und Caíron setzt hinzu: "Ich weiß nicht, warum ihre Wahl auf dich gefallen ist. Vielleicht kann nur ein kleiner Junge wie du diese unmögliche Aufgabe lösen."

In der Tat, so ist es. Erwachsene sind in der Regel Bedenkenträger, die alles hin und herwenden und nicht mehr in der Lage sind, die Stimme des Herzens zu vernehmen.

Nicht, dass Atréju mit seinen 10 Jahren ein kleiner Haudrauf gewesen wäre, auch er denkt spontan, dass diese Aufgabe für ihn zu schwer sei.
Doch als ihm Caíron AURYN überreicht, das goldene Amulett, das er fortan um den Hals tragen wird - das er allerdings auch im Verlauf der Geschichte unter dramatischen Umständen und mit dramatischen Folgen verlieren wird -, spürt sein Herz durch diese Gabe der kindlichen Kaiserin, den Ruf, es heißt in der Geschichte:
"AURYN!", wiederholte Atréju ehrfürchtig. "Ich will mich des Kleinods würdig erweisen. Wann soll ich aufbrechen?"
 

Caíron wird ihm sagen, dass er sofort aufbrechen soll, und das ohne Abschied.
Und Atréju wird Folge leisten. Er kann noch Ehrfurcht empfinden, etwas, was Herzen von Erwachsenen oft nicht mehr empfinden können.

Haben Sie, lieber Leser, in Ihrer Kindheit Märchen gelesen und lesen Sie - falls Sie Kinder haben - diesen Märchen vor? Es wäre unendlich wichtig, denn eine Aufgabe, warum die großen Grimm-Märchen der Menschheit anvertraut wurden, besteht darin, dass sie den Helden in den Kindern wachrufen und ihn stärken, damit das Kind auf seine Große Suche gehen kann.

Dabei ist es sogar wichtig, dass ein Kind das Märchen hört oder selbst liest und nicht eine Verfilmung sieht, denn seine Seele muss seine ureigenen Bilder aufrufen. Diese - nicht die Bilder anderer, die es in Filmen sieht - tun ihre große Wirkung! (Doch ein Film ist immer noch besser als NICHTS.)


Held sein zu können ist eine Voraussetzung, die Große Suche zu beginnen.

Eine weitere ist, Kind sein zu können. Kind werden, das können auch Erwachsene in einem ganz positiven Sinne, so wie ich das für die Jünger des Franz von Asissi in meinem letzten Post im Rahmen meines Blogs zum Inneren Kind aufgezeigt habe.

Doch eine Voraussetzung ist auch, dass wir uns um unsere inneren Kinder in uns gekümmert haben, denn viele von ihnen haben großen Kummer, so großen, dass Mensch
en insgesamt die Stimme des Herzens nicht mehr hören können.

Manche Menschen arbeiten unbewusst an und mit ihnen; man kann diese Arbeit enorm verstärken, indem man sich bewusst um sie kümmert und dem traumatisierten, ungeliebten inneren Kind (immer sind es eigentlich viele innere Kinder entsprechend der vielen in unserer Kindheit verletzten inneren Seiten in uns) das Bild des fröhlichen, mutigen, dem Leben zugewandten inneren Kindes anbietet, damit es sich zu Mut und Lebensfreude hin befreie.
Nicht von ungefähr ist die Regentin Phantásiens eine kindliche Kaiserin !!

Michael Ende wusste, warum er diesen Roman schrieb. Er sah mit seinen inneren Augen, dass sich in der Menschheit das NICHTS ausbreitet, die große innere Leere; manche Menschen spüren dies und schreien auf. Bisweilen tun sie das auf eine Weise, die sie anderen als lächerlich erscheinen lässt, weil sie es zu impulsiv, vielen zu religiös, manchen zu moralisch tun. Doch ist es ein Impuls ihrer Seele, wie immer sich dieser äußert. 

Sicherlich bedarf die Menschheit Menschen, die dieses NICHTS, wie es sich in Phantásien ausbreitet, erkennen, auch erkennen, welche Auswirkungen dies auf unser Leben hat. Michael Ende hat es in seinem Roman aufgezeigt. Wenn man ihn liest und versteht, sieht man viele Politiker und Menschen überhaupt in des Kaisers neuen Kleidern dastehen. Denn sowohl Christian Andersen als auch Michael Ende halten uns einen Spiegel vor, der uns unsere wahre Gestalt zeigt, nackt, ohne Schmincke. Meistens wird der Spiegel zertrümmert, so wie es die böse Königin in Schneewittchen tut, weil sie nicht ihr wahres Gesicht sehen will. Manche greifen auch zum übelsten Mittel, das es gibt: Sie bringen um, was und wen sie nicht sehen möchten: die böse Königin das Schneewittchen, die Menschen Sokrates, Jesus, Johannes Hus, Giordano Bruno, Mahatma Gandhi, Martin Luther King und im Zweifel - manchmal langsam, manchmal schnell - sich selbst; oft ist ihr Herz schon lange tot, bevor ihr Selbsthass sie umbringt.

Auf Dauer wird das nichts nützen.

mehr zur Unendlichen Geschichte: hier

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